Samstag, 15. November 2008

Rezession!

Kurz war es eine Headline auf orf.at: Die USA und die Eurozone waren im 3. Quartal 2008 in einer Rezession. Wenig später wurde die Meldung dann im Sinne der Nicht-Verunsicherung der Konsumentinnen auch schon vom Jubel über die hohen Einkommen in Österreich abgelöst.

Nicht nur aufgrund der eher mäßigen Abschlüsse bei den Kollektivvertragsverhandlungen könnte es damit aber schon bald vorbei sein. Noch wächst Österreichs Wirtschaft zwar ein wenig (+ 0,1 % im 3., + 0,3 % im 2. Quartal 2008), doch fragt sich: wie lange noch?

Die OECD präsentierte am Donnerstag auf einer Pressekonferenz ihren eher düsteren Konunkturausblick für USA, Japan und die Eurozone. Demnach befinden sich all diese drei Wirtschaftsräume in einer Rezession. Rezession heißt nach geläufiger Definition, dass die Wirtschaftsleistung (reales BIP) eines Wirtschaftsraumes über zwei Quartale jeweils gegenüber dem Vorquartal schrumpft.

Die konkreten Prognosen:

................3. Quartal 08....4. Qrtl 08...1. Qrtl 09....2. Qrtl 09....3. Qrtl 09......4. Qrtl 09
USA............. - 0.3 %...........- 2.8 %.....- 2.0 %.......- 0.8 %...........+ 0.6 %........+ 1.2 %
Japan ............- 0.4 %..........- 1.0 %......+ 0.8 %......+ 0.6 %.........- 0.3 %.........+ 0.2 %
Euro-Zone.......-0.5 %.......... -1.0 %........-0.8 %.......- 0.4 %.........+ 0.1 %.........+ 0.7 %

Auf Österreich wird sind in Zukunft vermutlich v.a. die schlechte Wirtschaftsentwicklung der wichtigsten Handelspartner auswirken:

Die Exporte Österreich belaufen sich auf fast 62 % des Bruttoinlandsproduktes, wodurch Österreich stark von der ausländischen Nachfrage nach österreichs Exporten abhängig ist. Diese Nachfrage wird sich aufgrund der Wirtschaftsentwicklung der Handelspartner aber nicht rosig entwickeln können:

30 % aller österreichischen Exporte gehen nach Deutschland, das zwar 2008 noch ein Wirtschaftswachstum erzielen kann (+ 1.7 %), allerdings am Beginn einer Krise steckt: Das 4. Quartal 2008 ist laut IWF-Prognose gegenüber dem 4. Quartal 2007 bereits rückläufig (- 0.3 %). 2009 wird diese Krise dann verstärkt durchschlagen und ein Einbruck der Wirtschaft um - 0.8 % prognostiziert.

Noch schlimmer ist die IWF-Konjunkturprognose für Österreichs zweitwichtigsten Handelspartner Italien (8.9 % der Exporte): bereits 2008 schrumpft die dortige Wirtschaft um - 0.2 %, 2009 sollen es - 0.6 % sein.

Der drittwichtigste Abnehmer österreichischer Exporte, die USA (5,0 % der Exporte), wird sich über ein gesamtes Jahr in der Rezession befinden - erst ab dem 3. Quartal 2009 könnte es wieder zu einem mäßigen Wachstum kommen, ein signifikanter Nachfrageeffekt auf die Weltwirtschaft ist bei diesem Ausmaß aber vor 2010 sicher nicht zu erwarten. Für Österreich wiegt besonders schwer, dass die USA 8,7 % der Exporte Deutschlands absorbieren und somit der zweitgrößte Handelspartner von Österreichs wichtigstem Handelspartner sind.

Wohlgemerkt: Die ökonom(etr)ischen Prognosemodelle beziehen sich meist auf Gleichgewichtsmodelle, die gerade in wirtschaftlich instabilen Zeiten sehr fehleranfällig sind. Schwer einzuschätzen ist auch die weitere Entwicklung Osteuropas. Alleine die fünf wichtigsten Exportländer Österreichs in Mittel- und (Süd-)Osteuropa (Tschechien, Ungarn, Polen, Russland, Slowenien) absorbieren 14,1 % der hiesigen Exporte. Noch drastischere Auswirkungen als auf den Waren-Außenhandel hätte ein dortiger massiver Konjunktureinbruch aber auf die Kapitalbilanz, namentlich die österreichischen Kreditinstitute und ihre Beteiligungen in Osteuropa. Kommen diese ins Wanken, dann könnten entstehende Liquiditätsengpasse in diesen Ländern eine Kettenreaktion hervorrufen, die wiederum auf andere Kapitalexporteure in diese Region, v.a. Deutschland, Rückwirkungen hätte.

Die VertreterInnen der 20 führenden Volkswirtschaften haben bei ihrem heutigen Treffen in Washington, DC also allerhand Grund zum handeln.

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