Es gibt eine Weide, die für alle frei zugänglich ist. Jede rational agierende Hirtin wird nun versuchen, soviel wie möglich von seinem Vieh auf dieser Allmende weiden zu lassen. Solange die Gesamtzahl der Tiere unterhalb der Aufnahmefähigkeit des Landes bleibt, entsteht kein Problem. Wird diese allerdings überschritten, werden zusätzliche Tiere dennoch auf die Weide geschickt. Schließlich kann jede Hirtin eine Kosten-Nutzen-Rechnung an- und dabei feststellen, dass er den (Nahrungs-)Gewinn für jedes zusätzliche Tier für sich allein verbuchen kann, während die Nutzungskosten der Allmende durch Überweidung auf alle Hirtinnen aufgeteilt würden. Das rationale Streben nach eigenem Vorteil, das laut neoklassischer Vorstellung zum allgemeinen Wohlergehen aller führe, führt in solch einem System bis zu einem Totalzusammenbruch (der Weide).
Dieses Modell wurde bisher v.a. in der Bevölkerungsökonomie, der Spieltheorie, aber auch in der Politikwissenschaft (Elionor Ostrom) und der Sozialpsychologie angewendet. Man mag sie zur Modellierung der Überfischung der Meere und zur Verschmutzung der Umwelt durch externe Effekte der Produktion verwenden.
Und ist nicht die gegenwärtige Finanzkrise eine weitere unglaublich treffende Anwendungsmöglichkeit der Tragik der Allmende? Haben Profitgier der Einzelnen nicht zu hohen Kosten für alle geführt? Hat an den Aktienmärkten nicht ein ähnliches Herdenverhalten eingesetzt, das letztlich zu einem Totalzusammenbruch führte?
Teil 2/3 folgt am Sonntag, 22. März
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